Thunersee Blog
In Erinnerung an Walter Hauenstein
Walter Hauenstein wurde im Mai 1930 geboren und wuchs in Steffisburg auf, wo er sowohl die Primar- wie auch die Sekundarschule besuchte. Danach folgte die KV-Ausbildung und in Abendkursen die Weiterbildung zum Heizungs-Zeichner und Projektleiter. Sein Chef, Walter Müller-Staub von der gleichnamigen Installationsfirma schrieb im Arbeitszeugnis von Walter folgendes: « Wenn er heute meinen Betrieb verlässt, so ist das auf seinen strebsamen Geist zurückzuführen. Mit seiner Zuverlässigkeit und seinem Können wird er die Aufgaben, die er sich gestellt hat, sicher meistern und ich wünsche ihm dazu guten Erfolg.»
Walter verlies mit 23 Jahren das Unternehmen und übernahm das Kaufhaus am Platz in Steffisburg. Es war ein mehr als 100-jähriges Haus. Es kostete 105'000 Franken. Die Bankfinanzierung gestaltete sich sehr schwierig, denn er hatte nur rund 10'000 Franken angespart und zusammengekratzt. Dennoch bekam er von einer Bank den Zuschlag mit folgender Antwort: «Wenn die finanzielle Basis schon nicht stimmt, so lassen wir uns vom guten Eindruck leiten, den Sie bei uns hinterlassen haben.»
Walter Hauenstein wurde zum Hausbauer
Im Jahr 1954 gründet Walter Hauenstein die Firma, welche den Grundstein für die heutige Hauenstein Gruppe legte. Zur Hauenstein Gruppe gehören heute die Hauenstein Immobilien AG, die Hauenstein Hotels, das Hauenstein Coaching und die Klinik Schönberg. Anfangs war er im Installationsgeschäft tätig und ein Jahr später stieg er als Hausbauer in die Immobilienbranche ein. Die ersten Einfamilienhäuser in Steffisburg wurden zu einem heute undenkbaren Wert von CHF 48'000 Franken veräussert. Sein Ziel dahinter war, Personen und Familien mit bescheidenen finanziellen Mitteln den Erwerb von günstigem jedoch qualitativ hochwertigem Wohneigentum zu ermöglichen. Dies ist bis heute der Grundgedanke der Hauenstein Immobilien AG.
Walter Hauenstein hat in seinem Leben 5287 Wohneinheiten realisiert und wurde so zu einem der erfolgreichsten Unternehmer in der Baubranche im Berner Oberland.
Bedeutende Bauprojekte
In der Ära von Walter Hauenstein wurden einige Grossprojekte umgesetzt. Wie zum Beispiel die Terrassenhäuser Brändlisberg in Steffisburg, mit 83 Wohnungen, welche 1986 bezugsbereit waren. Eines der grössten Bauprojekte war jedoch das ehemalige Astra-Areal. Ab dem Jahr 1917 wurde auf dem seither «Astra» genannten Areal in Steffisburg Speiseöl- und Fette produziert. Die Produktion wurde dann im Jahr 1992 eingestellt. Abgesehen von wenigen Zwischennutzungen lag das Astra Areal mehr als 5 Jahre brach. Auf die Volksabstimmung vom April 1999, bei der 90% der Steffisburger der Umzonung zustimmten, folgte ein Architekturwettbewerb. Das Siegerprojekt unter dem Titel «Quattro stagioni» erfüllte die Vorgaben und darf als architektonischer «grosser Wurf» bezeichnet werden. Ziel der Überbauung war, dem Astra Areal wieder Leben einzuhauchen und eine Siedlung zu schaffen, die die Generationen einander näherbringt. So war im Jahr 2000 der Spatenstich für die Überbauung des Astra Areals, welche in zwei Bauetappen erstellt wurde. Auf dem früheren Industrie Areal entstanden insgesamt vier Mehrfamilienhäuser, sieben Reihenhäuser, zwei Doppeleinfamilienhäuser sowie ein Einfamilienhaus. Darin enthalten sind zudem 19 Wohnungen für Senioren. Es entstand ein ganzes Quartier für alle Generationen.
Einstieg in die Hotellerie und Gastronomie
Im Jahr 1968 kam die Stadt Thun auf Walter Hauenstein zu. Das Hotel Krone in Thun mit der nebenanliegenden Metzgerei und dem dazwischenliegenden Feuergässchen sollten zu einem Kino umgebaut werden. Dies wollte die Stadt jedoch nicht und bat somit Walter Hauenstein um Unterstützung. Nach sorgfältiger Planung und langwierigen Verhandlungen wegen der Erhaltung von originalen, aber schlecht erhaltenen Bauteilen, erfolgte anfangs 1971 der komplette Abbruch der beiden Gebäude. 1972 konnte die neue Krone mit rekonstruierten Fassaden als elegantes 4-Sterne-Altstadthotel wiedereröffnet werden. Die Hotel Krone gehört heute nicht mehr zu den Hauenstein Hotels.
Der Landgasthof Grizzlybär in Forst-Längenbühl folgte dann 1977. Das heutige Erlebnisland Grizzlybär mit dem hauseigenen Tierpark, einer Minigolfanlage, grossem Spielplatz, Hotelzimmer und Stellplätze für Wohnmobile ist dank der Unterstützung und Weiterentwicklung der Hauenstein Hotels zu einem beliebten Ausflugsziel im Berner Oberland geworden.
Im 1997 nahm sich die damalige W. Hauenstein Immobilien AG, die spätere Hauenstein Immobilien AG, dem Belvédère Strandhotel in Spiez an, welches vom Vorstand des schweizerischen Metzgermeisters nach dem Bau des ABZ nicht mehr benötigt wurde. Nach grossen Um- und Ausbauarbeiten konnte das romantische Hotel wiedereröffnet werden. 1998 folgte das Solbadhotel in Sigriswil, welches seit 2000 von der Familie Wicki geführt wird. Es war das letzte Hotel, das in der Ära von Walter Hauenstein erworben wurde. Danach stiessen im Jahr 2008 der heutige Deltapark Vitalresort Gwatt und 2007 das restaurierte und im Jahr 2001 erworbene Restaurant Burehuus in Thun zu den Hauenstein Hotels dazu.
Der Visionär Walter Hauenstein
Doch Walter Hauenstein war nie nur ein einfacher Unternehmer. Er war zudem ein Visionär, der an Ideen und Projekte glaubte und mal mehr oder weniger erfolgreich damit war. Und dass alles immer nebst seiner Installations- und Immobilienfirma. Unter anderem hatte er mit der Eschmann Plastic AG Harassen der Armee verkauft, die auch als Schlitten verwendet werden konnten. In der Skibranche versuchte er sich in der Entwicklung und Herstellung des ersten Fullplastik-Skis namens Rebell. Zudem rettet er die Skifirma Kneissel vor dem Konkurs und rettete dadurch 300 Arbeitsplätze. Nachdem er sich wieder aus der Skibranche zurückzog, übernahm er einige Kieswerke, die sich näher an der Baubranche befanden. Er war steht’s neugierig und unternehmenslustig, sodass er sich noch in eine weitere Branche wagt – die Reisebranche. Später folgte dann der Einstieg in die Modebranche mit der Firma Nabholz AG und der Lahco AG.
Von Walter zu Peter Hauenstein
Wegen zweier schweren Erkrankungen von Walter Hauenstein übernahm 1986 sein Sohn Peter interimistisch das Notfallmanagement während seines Studiums zum Bernischen Fürsprecher. Bereits ab da begleitete er die Entwicklung der Firma und deren Grossprojekte mit. Zum 50. Firmenjubiläum 2004 übernahm Peter dann offiziell die Geschäftsführung der Hauenstein Immobilien AG und deren Geschäftsfelder. Walter Hauenstein verstarb 2005. Danach wurde die Firma durch die 2. Generation mit Peter Hauenstein weitergeführt.