Thunersee Blog
Flusssurfen Thun
«Warum versinkt ihr nicht und könnt an Ort und Stelle bleiben ohne abzutreiben?» Dies sind die beiden häufigsten Fragen von Passant:innen, die Flusssurfer:innen an der Aare in Thun beobachten. «Die Fliessgeschwindigkeit des Wassers gibt dem Surfboard Auftrieb und die Welle ermöglicht das Surfen an Ort und sogar entgegen der Strömungsrichtung.» so Sandro Santschi, Präsident Verein Flusssurfen Thun. Eine Flusswelle entsteht nach dem Prinzip des hydraulischen Wechselsprungs, wenn strömendes Wasser durch zunehmendes Gefälle oder hohen Druck zu schiessendem Wasser wird und wieder auf strömendes Wasser trifft.
Im Wasserschloss Schweiz liegt der Ursprung einiger Flüsse, die europaweit von Bedeutung sind: Aare, Rhone, Ticino, Reuss und Rhein. Zudem fliesst das Wasser aus der Schweiz in vier verschiedene Meere. Die Schweiz müsste eigentlich ein Flusssurfparadies sein, allerdings sind die wenigsten bekannten Wellen konstant surfbar. Beinahe täglich infizieren sich Surfbegeisterte mit dem «Flussvirus» und die Spots drohen mit ihren überfüllten Lineups aus allen Nähten zu platzen.
Bekannte Flusssurfspots
Projektinitiativen wie die Flusswelle Bern oder der Wildwasserpark Bannwil verfolgen das Ziel neue ganzjährig nutzbare Wellen zu schaffen. Aktuell sind die zwei bekanntesten Flusssurfspots in der Schweiz in Thun und Bremgarten (AG). In Thun trifft man die Surfer unterhalb der beiden historischen Holzbrücken (Scherzlig- und Mühleschleuse) an. Die Welle bei der Scherzligschleuse ist für Einsteiger besser geeignet, da sie in erster Linie weniger Gefahrenpotential bietet, während die Welle bei der Mühleschleuse anspruchsvoller und gefährlicher ist und daher nur durch erfahrene Flusssurfer:innen gesurft werden sollte.
Flusssurfen lernen und Gefahren kennen
Der Verein Flusssurfen Thun bietet regelmässig Basiskurse an, dank welchen Einsteiger:innen einen sicheren Start in die Flusssurfkarriere erhalten. Die grundlegenden Bewegungsabläufe und Manöver beim Surfen von stehenden Wellen im Fluss sind vergleichbar mit denen beim Wellenreiten im Meer. Der Hauptunterschied liegt jedoch darin, dass die Flusssurfer in die Gegenrichtung des fliessenden Wassers fahren, was einen Einfluss auf das Fahrgefühl und die Balance hat. So sind auch erfahrene Surfer:innen stark gefordert, wenn sie sich zum ersten Mal auf eine stehende Welle begeben. Andererseits ist das Timing bei den stehenden Wellen deutlich weniger entscheidend, da sich die Welle nicht fortbewegt. Im Vergleich zu stehenden Wellen im Pool (OANA Ebikon, Urbansurf Zürich) befinden sich Flusswellen in einer natürlichen Umgebung und Flusssurfer:innen sind den Gefahren von offenen Fliessgewässern ausgesetzt. Im Notfall lässt sich ein Fluss nicht stoppen, deshalb sind umfassende Kenntnisse des Flussabschnitts, ausreichende Wasserkompetenz und präventive Sicherheitsmassnahmen unumgänglich. Der Verband Swiss Surfing engagiert sich seit Jahren im Bereich Sicherheit beim Flusssurfen. 2017 lancierte er zusammen mit der SLRG und der bfu die Kampagne Riversurf Safety (siehe PDF). Gemeinsam mit der Kajakschule Los Leones bietet der Verein Flusssurfen Thun für bereits erfahrene Flusssurfer:innen auch Rescue-Kurse an.
Wichtig ist, die Gefahren zu kennen und diese zu verstehen. Egal, ob du ein erfahrener Surfer:in bist oder einfach nur neugierig auf neue Abenteuer. Besuche vor dem Gang in den Fluss einen Kurs und informiere dich bei den regionalen Vereinen zu Gefahren. Dann steht nichts mehr im Weg – schnapp dir dein Board, wag dich in die wilden Gewässer und erlebe die Magie des Flusssurfens selbst. Lass dich von den Flüssen tragen und spüre den Rhythmus der Wellen – das Flusssurfen eröffnet eine Welt voller Möglichkeiten und unvergesslicher Erlebnisse.